Übersicht: Faschistische Organisationen in Kurdistan

Quellen: Civaka Azad, „Revolution in Rojava“ – Flach u.A.

Mit der Auflösung des Osmanischen Reiches und der Gründung der Republik Türkei im Jahre 1923 wurde das kur­dische Siedlungsgebiet von den Sieger-mächten des 1. Weltkriegs auf vier Länder aufgeteilt: Türkei, Syrien, Irak und Iran. Wir geben hier einen kurzen Überblick über faschistische, islamistische oder fundamentalistische Organisationen, Armeen und Parteien in den verschiedenen Teilen Kurdistans.

Kurdische Bevölkerung in der Geografie Kurdistans, Januar 2019


1. INTERNATIONALE ORGANISATIONEN


Der „Islamische Staat“

Der IS ist eine seit 2003 terroristisch agierende salafistische Miliz mit tausenden Mitgliedern, die ein als „Kalifat“ deklariertes dschihadistisches „Staatsbildungs-projekt“ war. Aufgrund der fehlenden Anerkennung war der sog. Islamische Staat allerdings zu keinem Zeitpunkt ein Staat im Sinne des Völkerrechts. Die Organi-sation kontrollierte bis Dezember 2017 Teile des Irak sowie bis März 2019 Teile Syriens und wirbt um Mitglieder für Bürgerkriege sowie Terroranschläge. Sie wird des Völkermords, der Zerstörung von kulturellem Erbe der Menschheit wie auch anderer Kriegsverbrechen beschuldigt. Vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sowie von der BRD wird der IS offiziell als terroristische Vereinigung eingestuft.

Organisatorische Anfänge gehen auf den irakischen Widerstand zurück. 2004
war die Gruppierung unter al-Qaida im Irak (AQI) und von 2011 bis Juni 2014
unter Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) sowie unter dem Namen
Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) bekannt. Nach der militärischen
Eroberung eines zusammenhängenden Gebietes im Nordwesten des Irak und im Osten Syriens verkündete die Miliz am 29. Juni 2014 die Gründung eines Kalifats mit Abu Bakr al-Baghdadi als „Kalif Ibrahim – Befehlshaber der Gläubigen“. Damit ist der Anspruch auf die Nachfolge des Propheten Mohammed als politisches und religiöses Oberhaupt aller Muslime verbunden. Anfangs bekannte sich der IS zu al-Qaida, von deren Führung er sich etwa Mitte 2013 löste und im Januar 2014 durch Aiman az-Zawahiri ausgeschlossen wurde. Die Führungsspitze des IS wird unter anderem von einer Gruppe von ehemaligen Geheimdienstoffizieren der irakischen Streitkräfte aus der Saddam-Hussein-Ära gebildet, die bis zu dessen Tod im
Januar 2014 von Hadschi Bakr angeführt wurde.

Der IS kämpfte im syrischen Bürgerkrieg gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad, aber auch gegen die Freie Syrische Armee sowie gegen die kurdische Minderheit im Norden. Seit August 2014 sind IS-Stellungen Ziele von Luftangriffen einer internationalen Allianz, an der sich seit September mehrere westliche und arabische Staaten beteiligen. Weiterhin kämpfte der IS im zweiten libyschen Bürgerkrieg ab 2014 gegen die politischen Lager West- und Ostlibyens, wurde aber im August 2016 aus seiner lokalen Hochburg Sirte vertrieben und in den Untergrund gedrängt. Das letzte Dorf unter Kontrolle des IS innerhalb Syriens war al-Baghuz Fawqani, das am 23. März 2019 von SDF-Kämpfern erobert wurde. Seitdem hat sich die Berichterstattung über Aktivitäten des IS nach Afghanistan und auf den Kontinent Afrika verlagert.

DAIŞ = arab. Kürzel für ISIS. Das Akronym erinnert an andere arabische Begriffe, die z.B. für »Zwietracht säen« oder »zertreten« stehen. Damit soll der im Islam positiv konnotierten Eigenbezeichnung der Organisation bewusst entgegengetreten und eine direkte Assoziation mit dem Islam vermieden werden.

Die „Muslimbruderschaft“

Die „Muslimbruderschaft“ oder „Muslimbrüder“ ist eine der einflussreichsten sunnitisch-islamistischen Bewegungen im Nahen Osten. Sie wurde 1928 von Hasan al-Banna in Ägypten gegründet. Seitdem hat sich die Muslimbruderschaft in andere Länder verbreitet, insbesondere Syrien und Jordanien. Ihre beiden Ableger Ennahda und Hamas (Algerien) sind Teil der Regierungen von Tunesien und Alge-rien und des dortigen politischen Prozesses. Im Gazastreifen hingegen errichtete ihr Ableger Hamas nach einer demokratischen Wahl eine islamistische Diktatur, während ihr libyscher Ableger (die Partei für Gerechtigkeit und Aufbau) im Zweiten libyschen Bürgerkrieg als eine der Hauptfraktionen gilt. Auch die im Sudan herr-schende Nationale Kongresspartei beruft ihre Wurzeln auf die Muslimbruderschaft. Sie gilt als die erste „revolutionäre“ islamische Bewegung.

Die Muslimbruderschaft gilt in westlichen Ländern als radikal-islamistische
Organisation. Nach dem Umsturz in Ägypten 2013 und der darauffolgenden
Absetzung Mohammed Mursis wurde die Muslimbruderschaft in Ägypten
verboten und als Terrororganisation eingestuft. Die Muslimbruderschaft hat
keinen eigenständigen Einfluss in Syrien gewinnen können, jedoch sind sie
die stärkste Kraft in der Freien Syrischen Armee.

Die Gülen-Bewegung (auch Hizmet-Bewegung)

Als Gülen-Bewegung wird eine transnationale religiöse und soziale Bewegung bezeichnet, die vom islamischen Geistlichen Fethullah Gülen geführt wird. Die Bewegung mit mehr als vier Millionen Mitgliedern hat ein weit verzweigtes Netz-werk von Erziehungseinrichtungen mit über 200 Schulen weltweit und investiert gleichzeitig in Medienarbeit, Finanzen und Krankenhäuser. Ihre Weltanschauung wird teilweise in der Öffentlichkeit als „pazifistischer, moderner Islam, oft gelobt
als Gegensatz zum extremeren Salafismus“ bezeichnet. Andere sehen in ihr
eine „sektenähnliche Organisation“ oder sprechen von „sektenähnlichen Prakti-
ken“. Regionale Schwerpunkte der Arbeit der Gülen-Bewegung außerhalb der Türkei liegen u. a. in Pakistan, Bosnien-Herzegowina und in den postsowjetischen zentralasiatischen Staaten. Allein in diesen unterhielt die Gülen-Bewegung im Jahr 2008 89 Schulen, in Usbekistan ist sie verboten. Auch im Kosovo und in Albanien hat die Gülen-Bewegung zahlreiche Anhänger.

Recep Tayyip Erdoğan und Fethullah Gülen hatten seit den 90er Jahren einen intensiven Kontakt, auch wenn beide Seiten das inzwischen öffentlich abstreiten. Gülen fungierte als Mentor für Erdoğan. Erdoğans Einfluss wuchs schnell, er bekam für seinen Machtaufstieg viel Unterstützung von der Gülen-Bewegung. Recep Tayyip Erdoğan und Fethullah Gülen hatten seit den 90er Jahren einen intensiven Kontakt, auch wenn beide Seiten das inzwischen öffentlich abstreiten. Gülen fungierte als Mentor für Erdoğan. Erdoğans Einfluss wuchs schnell, er bekam für seinen Machtaufstieg viel Unterstützung von der Gülen-Bewegung. Auch Gülen-Anhänger in Deutschland sympathisierten mit der damaligen AKP-Regierung. Dies berichten ehemalige Aussteiger sowie Menschen aus der deutsch-türkischen Community, die keine AKP-Nähe besitzen. İlhan Cihaner ermittelte 2007 zur Gülen-Bewegung in der Türkei und sagte: „Wer sich mit Gülen anlegt, wird vernichtet“. Der Bruch zwischen der Gülen-Bewegung und der AKP-Regierung kam 2013, als Erdoğan die Initiative ergriff, eine Haupteinnahmequelle (Nachhilfeschulen) der Gülenisten abzustellen. Zum Demokratieverständnis und zur Haltung gegenüber Andersdenkenden werfen Gülen-Anhänger heute der türkischen Regierung antidemokratische Werte vor. Doch die Gülen-Bewegung selbst vertritt im inneren Kern der Bewegung eine extrem konservative, teilweise radikale Haltung gegenüber anderen Meinungen. Der Bewegung wird inner- und außerhalb der Türkei vorgeworfen, eine systematische Unterwanderung der türkischen Polizei und Justiz anzustreben, und dadurch einen Staat im Staate errichten zu wollen. Schätzungen zufolge hat sie bis zu acht Millionen Anhänger. Die Zahl ihrer Anhänger in Deutschland wird auf 100.000 geschätzt.


2. SYRIEN

FSA = Freie Syrische Armee – Free Syrian Army
loser Zusammenschluss bewaffneter Gruppen, überwiegend von Deserteuren
der Syrischen Armee sowie von ausländischen Kämpfern und Dschihadisten, gegründet 2011 mit dem proklamierten Ziel des Sturzes Assads. Sollte als
Militär des in der Türkei befindlichen SNC dienen.

Dschabhat Fath asch-Scham = Front für die Eroberung der Levante
Die frühere al-Nusra-Front („Unterstützungsfront für das levantinische Volk“) ist eine dschihadistisch-salafistische Organisation in Syrien. Sie gehörte zunächst al-Qaida an, bis sie am 28. Juli 2016 ihre Trennung von diesem Netzwerk und ihre Umbenennung zu „Dschabhat Fath asch-Scham“ bekanntgab. Sie schloss sich ISIS an und kämpfte im syrischen Bürgerkrieg gegen die Regierung Baschar al-Assads, aber auch gegen Teile der Freien Syrischen Armee (FSA) und kurdische Volksverteidigungseinheiten. Ziel der Trennung von al-Qaida sei es, die Rebellen-fraktionen wieder zu vereinen. Vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wurde
die al-Nusra-Front 2013 als Terrororganisation eingestuft.

SNC = Syrian National Council – Syrischer Nationalrat
syrisches Oppositionsbündnis gegen das Baath-Regime von Baschar al-Assad, hat seinen Sitz in Istanbul und wurde 2011 im Zuge des syrischen Volksaufstandes gegründet. Der SNC ist ein der Türkei und den Golfmonarchien nahe stehender Rat, der eine syrische Exilregierung bilden sollte. Der SNC ist dominiert von Mit-gliedern der islamistischen Muslimbruderschaft und unterstützt die Freie Syrische Armeee (FSA). Der SNC ging später im der NC auf.

NC = National Coalition – Nationale Koalition der Syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte; (auch ETILAF) Oppositionsbündnis im Syrischen Bürgerkrieg, gegründet 2012 in Doha, Qatar. Der Syrische Nationalrat (SNC) ging in dieser Nachfolgeorganisation auf. Im Vorstand befindet sich unter anderem Abdulhakim Bashar von der PDK-S. Der NC wird unterstützt von der Muslimbruderschaft und der FSA. Die Nationale Koalition wird von der PYD abgelehnt.

SMC = Supreme Military Council Nachfolgeorganisation der FSA. Gegründet 2012 in der Türkei. Folge der Konferenz von Doha, Qatar. Breiteres Militärisches Bündnis, an dem etliche jihadistische Gruppen teilnehmen.

HTS = Haiʾat Tahrir asch-Scham – Komitee zur Befreiung der Levante ist ein extremistisch-islamistisches Bündnis verschiedener Milizen, die im Bürgerkrieg
in Syrien kämpfen. Es wird international mehrheitlich als Terrororganisation ange-sehen, unter anderem von der Türkei, Kanada und den USA. Die iranische Regie-
rung vermutet eine Unterstützung der Dschihadisten durch Saudi-Arabien und Katar. Das HTS wurde Anfang 2017 als Reaktion auf die Friedensgespräche in Astana gegründet, hinter denen die Türkei, der Iran und Russland standen. Mit-glieder des Bündnisses lehnen jegliche Friedensgespräche ab, die nicht den Rück-tritt von Baschar al-Assad beinhalten. Von ihren geschätzten 31.000 Kämpfern entfallen 20.000 auf die Dschabhat Fatah asch-Scham. Diese gilt als Nachfolger der al-Nusra-Front und untersteht damit der Chorasan-Gruppe, welche wiederum als syrischer Zweig der al-Qaida gilt. Im September 2018 kontrollierte das Haiʾat Tahrir asch-Scham etwa 60 Prozent der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens.
Auch einige Tausend Europäer kämpften in der Dschihadistenmiliz.


3. TÜRKEI

AKP = Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung; gegründet 2001.
Die Partei ist konservativ-islamisch geprägt und weist faschistische und
autoritäre Merkmale auf. Derzeitiger Parteivorsitzender: Recep Tayyip
Erdoĝan. Die AKP stellt seit 2002 die Regierung.

CHP = Republikanische Volkspartei; 1923 von Mustafa Kemal Atatürk gegründet; Vorsitzender ist aktuell Kemal Kılıçdaroǧlu. Die Partei ist kemalistisch orientiert und im Parlament vertreten, hat aber an Be­deutung erheblich verloren.

MHP = Milliyetçi Hareket Partisi – Partei der Nationalistischen Bewegung
Sie wurde 1969 gegründet und ist eine nationalistische Partei in der Türkei. Die MHP gilt als politischer Arm der „Idealisten“ oder „Grauen Wölfe“ des faschisti-schen Parteigründers Alparslan Türkeş. Die MHP ist verbunden mit den vor Gewalt gegen politische Gegner nicht zurück schreckenden „Grauen Wölfen“. Diese sind insbesondere in den 1970er Jahren brutal gegen die linke und revolutionäre Opposi-tion vorgegangen. Aktiv sind die „Grauen Wölfe“ bis heute, auch in Deutschland. Die MHP ist anti-europäisch eingestellt und ihr Hauptfeind die PKK: So fordert der Vorsitzende die Wiedereinführung der Todesstrafe, damit Abdullah Öcalan hinge-richtet werden könne. Seit 2018 ist die Partei der Nationalistischen Bewegung im Wahlbündnis „Volksallianz“ mit der regierenden faschistischen AKP. Mit der MHP stellt die AKP unter Erdoğan die Mehrheit im nationalen Parlament.

Graue Wölfe (türk. Bozkurtlar oder Bozkurtçular) ist die Bezeichnung für türkische Rechtsextremist*innen wie Mitglieder der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) oder der Partei der Großen Einheit (BBP). Sie haben in der Vergangenheit und besonders in den 1970er Jahren zahlreiche Gewalttaten und Morde begangen. Sie bezeichnen sich selbst als „Idealisten“. In der BRD wird die Partei durch drei Dachorganisation vertreten, denen bundesweit rund 303 Vereine mit mehr als 18.500 Mitgliedern angehören. Die älteste in Deutschland aktive Organisation ist die Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland (ADÜTDF) bzw. Türkische Föderation (Türk Federasyon), die als Gründungsmitglied der Türkischen Konföderation in Europa (Avrupa Türk Konfe-derasyon) angehört. Weiterhin werden Mitglieder des Verbandes der türkischen Kulturvereine in Europa (ATB) und der Union der türkisch-islamischen Kultur-vereine in Europa (ATIB) der Bewegung zugerechnet. Auch unorganisierte Natio-nalisten begreifen sich teilweise als „Idealisten“. Die Jugendorganisation der
Grauen Wölfe ist die „Idealisten-Jugend“.

İYİ = İyi Parti – „Gute Partei“
Die İyi Parti ist eine nationalkonservativ bis nationalistische, laizistisch und kema-listisch ausgerichtete Partei in der Türkei. Die Partei sieht sich als Alternative zu den beiden „großen Parteien“ rechts der Mitte, der regierenden islamisch-konser-vativen Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP) und der rechtsextremen Milliyetçi Hare-ket Partisi (MHP). Zum Kern der Parteigründer gehören vor allem ehemalige MHP-Mitglieder, die sich im Zuge des Verfassungsreferendums 2017 der Parteilinie ent-gegengestellt haben bzw. mit der Ausrichtung der Partei unzufrieden sind und nun eine neue nationalistische und kemalistische Partei anstreben. Teil des politischen Programms der Partei sind die Ziele, die Türkei zu einer der zehn größten Volks-wirtschaften zu entwickeln und die Türkei in puncto Vermögensverteilung in die
Top 40 der Welt bringen.

FETÖ = Fethullahçı Terör Örgütü – Fethullahistische Terrororganisation
Als FETÖ wird in der Türkei eine hypothetische terroristische Organisation verfolgt, die von der türkischen Regierung für den Putschversuch in der Türkei 2016 verant-wortlich gemacht wird. Diese Organisation wird der Gülen-Bewegung zugerechnet. Die Strafverfolger gehen davon aus, dass sich in dieser Bewegung ein hierarchisch organisiertes Netzwerk als Geheimgesellschaft gebildet hat, an dessen Spitze der Prediger Fethullah Gülen stehe. Dieses Netzwerk, das den Staatsstreich in Gang gesetzt habe, wird von ihnen als terroristische Organisation qualifiziert und mit dem Namen FETÖ bezeichnet. Nach dem Putschversuch ließ der türkische Staat Säu-berungswellen in den Bereichen Hochschulwesen, Bildungssystem, Militär, Verwal-tung und Polizei durchführen. Sämtliche Maßnahmen hatten das Ziel, den postulier-ten Einfluss der FETÖ zurückzudrängen. Tausende Mitarbeiter*innen, Richter*in-nen, Staatsanwält*innen, Militärs, Polizist*innen und Hochschulprofessor*innen wurden außer Dienst gestellt oder auch festgenommen. Daneben gab es zahlrei-che Durchsuchungsmaßnahmen. Firmen, Bildungseinrichtungen oder Medien, die der Nähe zu Gülen verdächtigt wurden, erhielten einen staatlichen Verwalter. Hand-feste Beweise für die Existenz einer Organisation namens FETÖ oder Terroran-schläge, die in ihrem Namen durchgeführt wurden, liegen nicht vor. Laut der Türkei verfüge die Organisation über Geldmittel in Höhe von 150 Milliarden Dollar und sei primär innerhalb der Armee organisiert.

MIT = Millî İstihbarat Teşkilâtı = Nationale Nachrichtendienstorganisation

Der MIT ist der türkische Nachrichtendienst. Der MIT geht massiv gegen Oppo-sitionelle der Regierungspartei AKP und ethnische oder religiöse Minderheiten,
wie Kurd*innen und Alewit*innen vor, sowohl in der Türkei, als auch im Ausland.
Im Juli 2016 schätzen Experten, dass das Agentennetz des türkischen Geheim-dienstes das der ehemaligen StaSi übertreffe und sich nicht mehr nur mit Auf-klärung, sondern auch mit Unterdrückung befasse.

4. DIASPORA

ATK = Türkische Konförderation Europa
Der ATK ist ein Dachverband für ultranationalistische türkische Organisationen.
Der Vorsitzende ist Cemal Cetin, welcher als Europachef der Grauen Wölfe zu
sehen ist, und am 24. Juni 2018 als Abgeordneter der MHP ins türkische Parla-ment gewählt wurde. Die deutsche Abteilung des ATK ist die ADÜTDF.

ADÜTDF = Avrupa Demokratik Ülkücü Türk Dernekleri Federasyon – Föderation der Türkisch–Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland
Die von der MHP gegründete Türk Federasyon kann als Hauptverband der Grauen Wölfe in Europa bezeichnet werden und setzt sich aus 200 Kultur-, Sport und Ju-gendvereinen, sowie Moscheengemeinden zusammen.

KRM = Koordinationsrat der Muslime in Deutschland
Der KRM wurde offiziell am 28. März 2007 in Köln gegründet nachdem die deutsche Islamkonferenz stattgefunden hat. Der KRM besteht aus der türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), dem Zentralrat der Muslime (ZMD), dem Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland (IRD) und dem Verband islamischer Kulturzentren (VIKZ). Diese Verbände gelten als Hauptansprechpartner der deutschen Politik für Fragen des muslimischen Glaubens. Der KRM repräsen-tiert aber gerade einmal 1/5 aller Muslime in Deutschland. Die genannten Islam-verbände vertreten einen strengen, fundamentalistischen Islam.

DITIB = Diyanet Isleri Türk Islam Birligi – Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion ; wurde 1984 gegründet und vertritt vor allem türkische Sunnit*innen. Sie hat bundesweit mehr als 900 Ortsgemeinden (u.a. Chemnitz), welche sich aus Moscheen mit angeschlossenen Bildungs-, Sport- und Kultur-angeboten zusammensetzen. DITIB untersteht direkt der türkischen Religions-behörde Diyanet und erhält von dort ihre Imane. Die Religionsbehörde untersteht wiederum direkt dem Ministerpräsidenten der Türkei. Ideologisch ist die DITIB absoulut verwerflich, was folgende exemplarische Beispiele belegen. Unter ande-rem produzierte sie 2016 einen Comic für Kinder, welcher den Märtyrertod im Kampf für den türkischen Staat verherrlicht. Bei der Offensive gegen den kurdi-schen Kanton Afrin 2018 fanden auch Propagandaveranstaltungen statt, wo Kinder als Soldaten verkleidet in einem Schauspiel starben und in mit Türkei-Fahnen be-deckten Kindersärgen aus dem Raum getragen wurden. Der Völkermord an den Armenier*innen durch das Osmanische Reich wird von DITIB vehement geleugnet. Nun wird verhandelt, ob DITIB-Imane den islamischen Religionsunterricht an Schulen übernehmen sollen – Imane, welche Verbindungen zum MIT und
den faschistischen Grauen Wölfen aufweisen.

IRD = Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland
Der 1986 gegründete Islamrat ist eine Dachorganisation für (mehrheitlich türkische) sunnitische Muslime. Der Größte Mitgliedsverein IGMG (Islamische Gemeinschaft Milli Görüs) fiel in Berlin (hier: Islamische Förderation Berlin) durch den Mord an Celalettin Kesim auf, der durch Graue Wölfe ermordet wurde. Sie kamen aus der Mevlana Moschee, welche eine der in Berlin betriebenen Moscheen des IGMG ist. Auch Milli Görüs wurde trots islamistischer und faschistischer Tendenzen für den Religionsunterricht in Schulen zugelassen.

ZMD = Zentralrat der Muslime in Deutschland
Der ZMD wurde 1994 gegründet und besteht trotz seiner selbstbetonten „Vielfältig-keit“ muslimischer Gläubiger aus 2/3 ATIB Mitgliedern. Der Rest lässt sich auf die Deutsche Muslim-Liga, die Islamische Gemeinschaft in Deutschland und das Islamische Zentrum Hamburg verteilen. Der ZMD wird stark durch den deutschen Muslimbrüde-Ableger IGM beeinflusst. Der für die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) arbeitende Nahosthistoriker Guido Steinberg verortet den TMD als gemein-sames Projekt der in Deutschland im Exil befindlichen Teile der syrischen und ägyptischen Muslimbruderschaft. Der Zentralrat der Muslime arbeitet eng mit
dem IRD bezüglich des Religionsunterrichtes an Schulen zusammen.

IGM = Islamische Gemeinschaft Deutschland

Die IGM ist der deutsche Ableger der internationalen islamistischen Muslimbruder-schaft. Diese wünscht sich wie oben beschrieben ein förderales, islamisches Welt-reich unter der Führung eines Kalifen (Kalifat), in dem Andersgläubige, Homo-sexuelle, bestimmte ethnische Gruppen uvm. keinen Platz haben.

ATIB = Avrupa Türk-Islam Birligi – Türkisch-Islamischen Kulturverein Europa
Musa Serdar Celebi gründete diesen Verein als Abspaltung zu ADÜTDF, aufgrund vieler Negativschlagzeilen durch diesen Verein in den 90er Jahren. Dies ging auch einher mit der Abspaltung der BBP-Partei der großen Einheit (Büyük Birlik Partisi) von der MHP. Der Vorstand dieser Partei war ebenfalls Celebi. Sie entschieden sich, ihre Aktivitäten nun in eher unauffälligen Vereinen für Sport, Kultur oder Tee-stuben weiterzuführen. ATIB bildet heute das Bindeglied zwischen den klassischen „Grauen Wölfen“, der Erdogan-Lobby und den Moslembrüdern in Deutschland. ATIB ist auch mitbegründer in dem kritischen „Zentralrat der Muslime“ (ZMD), welcher Teil des koordinationsrates der Muslime in Deutschland ist.

MIDU = Muslime in der Union; gegründet 2016
Dieser Verband ist interessant bezüglich der Vernetzung zwischen türkischen Nationalisten und deutscher Politik. Er steht der CDU nahe und ist ausschließlich für sunnitische Muslime zugängig, welche aus einem der großen Islamverbände in Deutschland kommen, wie bspw. DITIB, ZMD oder ATIB. Einer der Begründer des MIDU ist Mehmet Alparslan Celebi, welcher gleichzeitig Vorstand des ATIB-Verbandes und Sohn von Musa Serder Celebi, dem Gründer von ATIB ist.

UETD = Union Europäisch-Türkischer Demokraten (aus Hessen)
Die UETD gilt in Deutschland als AKP-Lobbyorganisation und bringt sich
stark im Wahlkampf für Erdogans AKP ein. Sie haben sogar eigene Wahlkampfveranstaltungen ausgerichtet.